Veranstaltung: | Grünes Wahlprogramm in Neumarkt |
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Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 29.11.2019, 11:42 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A2NEU2: Volle Energie fürs Klima
Text
Die Klimakrise und ihre Folgen sind bei uns in Bayern längst angekommen. Dürre,
Hitze, Starkregen und Extremwetterereignisse nehmen zu. Das wirkt sich auf unser
Leben, unsere Gesundheit, unsere Natur und unsere Wirtschaft aus. Klimaschutz
hat für uns GRÜNE absolute Priorität. Und auch hier gilt: Klimaschutz fängt in
der Kommune an. Was wir dafür tun müssen, ist klar: Wir müssen umstellen auf 100
Prozent sauberen Strom aus erneuerbaren Energien, eine klimaneutrale
Wärmeversorgung vorantreiben und umweltfreundliche Mobilität alltagstauglich
machen.
Die Solaroffensive
Wir wollen in Neumarkt die Energiewende mit der Technologie meistern, die am
meisten Akzeptanz in der Bevölkerung findet, der Solarenergie.
Solarenergie ist für Bürgerinnen und Bürger besonders attraktiv durch die
Möglichkeit des Eigenverbrauchs. Solarmodule sind durch stark gesunkene Preise
nicht nur erschwinglich, sondern auch langlebig und weitgehend wartungsfrei.
Z.B. mit sogenannten „Steckdosenmodulen“ auch für Mieter*innenumsetzbar, um
ihren Solarstrom auf dem Balkon selbst zu erzeugen.
Daher wollen wir für Neumarkt:
- den Ausbau von Solaranlagen auf den kommunalen Liegenschaften der Stadt
massiv vorantreiben.
- die Bürgerinnen und Bürger aktiv durch die Stadt bei der Planung,
Anmeldung und Inbetriebnahme unterstützen.
- Photovoltaik zukünftig bei Neubauten verpflichtend machen
- vorhandene Hinderungsgründe beim Denkmalschutz beseitigen.
- eine kommunale Solarberatung für Privatpersonen und Baugruppen
- ein Solarkataster erstellen lassen
- eine finanzielle Förderung für die Installation von
Mikrophotovoltaikanlagen anbieten, damit jede Bürgerin und jeder Bürger
einen Beitrag leisten kann.
Nur wenn wir alle vorhandenen Möglichkeiten kennen und sinnvoll nutzen, kann die
Energiewende gelingen.
Die Wärmeoffensive
Wir GRÜNE wollen dass die Energie- und Wärmewende Hand in Hand gedacht wird.
Das Heizen unserer Gebäude erzeugt mit einem Anteil von 35% den größten Teil der
bayrischen Treibhausgasemissionen. Dort müssen wir Einsparungen schaffen. Unser
Ziel ist ein klimaneutraler Gebäudebestand bis 2050 in Neumarkt.
Das braucht sowohl kurz- wie langfristige Lösungen. Da unsere Gebäude weitgehend
noch auf dem energetischen Standard ihrer Entstehungszeit sind, gibt es hier ein
enormes Einsparpotential. Durch klimaneutrale Wärmeversorgung unserer Häuser,
durch neue Dämmungen der Gebäude und durch die Erhöhung der Effizienz und dem
Aufbau von Wärmenetzen können wir jetzt schon Einsparungen erreichen.
Mit den Vorbereitungen dazu wollen wir in Neumarkt sofort beginnen. Wir setzen
uns daher für die Erarbeitung eines kommunalen Wärmeatlas` ein, in dem
Abwärmeerzeuger und Wärmeverbraucher verzeichnet sind. Auf dieser Grundlage
wollen wir mit der Planung von Wärmenetzen beginnen und die energetische
Gebäudesanierung zielgerichtet und effektiv vorantreiben.
Dies kann nur durch die Verwendung effizienterer Technologien und durch regional
angepasster sowie technologieoffener Anforderungen im Gebäudebestand geschehen.
Seit 2009 existiert das von der Stadt Neumarkt initiierte Förderprogramm „Faktor
10“ zur Förderung von Gebäudesanierungen und von energetischem Bauen. Leider ist
dieses Förderprogramm viel zu wenig bekannt. Daher braucht es eine gezielte
Informationspolitik seitens der Stadt, um die Bevölkerung über gute
Förderprogramme im Stadtgebiet aufzuklären.
KraftWärmeKopplung und Wärmenetze
Da Sonne und Wind auch mal Pause machen, muss die Stabilität unseres Stromnetzes
gerade im Winter durch Anlagen unterstützt werden, die Strom erzeugen und deren
Abwärme zum Heizen genutzt werden kann.
Im städtischen Bereich bieten sich dazu BlockHeizKraftWerke unterschiedlicher
Größen an. Unser Ziel ist es, möglichst vielen Bürger*innen die Möglichkeit zu
geben, ihre Heizenergie aus klimafreundlichen Heiznetzen zu beziehen. Dazu soll
das bestehende Wärmenetz der Stadtwerke Neumarkt weiter ausgebaut werden.
Wir wollen, dass Neumarkt seine vielfältigen Gestaltungs- und
Umsetzungsinstrumente nutzt. Im Flächennutzungs- und Bebauungsplan sowie der
Bausatzung soll die Stadt Neumarkt Kriterien für eine regenerative
Energieversorgung festlegen und auf diese Weise private Investitionen in die
Erneuerbaren Energien fördern. Bei der Veräußerung kommunaler Grundstücke kann
die Stadt so z.B. durch den Kaufvertrag umfangreich Einfluss nehmen. Das kann
der Anschlusszwang an ein Nahwärmenetz sein oder die Nutzung von Sonnenenergie
bedeuten (wie es in Tübingen oder Konstanz bereits umgesetzt wird).
Dass Flugfeld ist dafür perfekt. Wir möchten, dass auf dem Areal des Flugfeldes
(nach dem Erwerb der Grundstücke) ein Gesamtkonzept entsteht, welches sowohl die
Generationen, als auch den Klimaschutz fest im Blick hat. Mit integrierten
Quartierskonzepten können sowohl eine höhere Gesamteffizienz, als auch eine
nachhaltige Stadtentwicklung vorangetrieben werden. Gerade dicht bebaute und
bewohnte Gebiete können durch ein gemeinsames Wärmenetz sparsamer versorgt
werden, beispielsweise mit einem Biogas-Blockheizkraftwerk oder
Holzheizkraftwerk. Genauso verhält es sich mit allen anderen Stadteilen.
Soziale Aspekte
Bei allen Forderungen darf man die gerechte Verteilung der Kosten nicht
vergessen. Es ist wichtig, die Lasten bei denjenigen abzufedern, welche am
wenigsten haben. Maßnahmen zur Senkung der Energiekosten für einkommensschwache
Haushalte sind daher notwendig.
Dazu braucht es oft nur einfache Maßnahmen: dem Angebot professioneller
Energiesparberatungen, kostenlose Energiesparartikel verteilen, Bewohner*innen
zu Energieberater*innen ausbilden, oder einen kommunalen oder Stadtwerk-
Sozialfond einrichten, wie es z.B. die Städte Friedrichshafen oder Tübingen
vorgemacht haben.
Die Begrünungsoffensive
In den Städten belastet die Hitze die Menschen zunehmend. Auch Neumarkt wird
davon nicht verschont bleiben, wenn nicht versucht wird die Temperaturextreme
abzumildern und die Siedlungs- und Infrastrukturpolitik unter einen klaren
Klimavorbehalt zu zu stellen. Bäume und Fassaden- und Dachbegrünungen nehmen in
diesem Zusammenhang eine zentrale Position ein. Daher wollen wir mehr
innerstädtische Grünflächen, Kaltluftschneisen und regionale Grünvernetzungen
schaffen. Dabei dürfen wir unsere stadtnahen Waldgebiete nicht vergessen. Mit
Rodungen muss extrem verantwortungsbewusst umgegangen werden. Ausnahmen der
Baumschutzverordnung müssen streng überprüft werden, denn besonders große Bäume
sind besonders wertvoll für eine CO2-Reduzierung. Dies muss auch bei einer
Neubebauung berücksichtigt werden. Bei einer Neubebauung sollte der Altbestand
weitmöglichst erhalten bleiben. Wir brauchen mehr innerstädtische Grünflächen
und Neupflanzungen von Bäumen im Stadtgebiet. Doch auch die Frage nach dem
richtigen Baum am richtigen Standort wird in Zukunft eine entscheidende Rolle
spielen und muss daher geprüft werden. Wir wollen regelmäßige, von der Stadt
geförderte Baumpflanz- und Fassadenbegrünungsaktionen in Zusammenarbeit mit
Schulen und Kindergärten starten. Außerdem wollen wir, dass CO2-
Ausgleichsflächen für die Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. Bei der
Fassadenbegrünung soll die Stadt mit gutem Beispiel voran gehen und die
städtischen Gebäude soweit als möglich begrünen.
Eine nachhaltige, ökologische Stadtentwicklung bedeutet 6-15 qm
Grünflächenbedarf pro Einwohner*in. Wir wollen, dass ein Plan für eine
nachhaltige und zukunftsfähige Stadtentwicklung erstellt wird, deren Umsetzung
regelmäßig kontrolliert wird.
Klimaschutz muss auch Artenschutz heißen. Wir müssen zunehmend biodiverse
Strukturen fördern, indem wir Blühstreifen anlegen, Nistkästen aufstellen und
Anreize für klimafreundliche Vorgärten schaffen. Im Grünordnungsplan muss
vorgegeben werden, in welchem Umfang und welcher Qualität Grünflächen bei einer
Neubebauung vorgesehen werden. Vorrangig sind heimische Stauden und Gehölze zu
pflanzen. Auch bei der notwendigen Nachverdichtung müssen dennoch angemessene
Grünflächen als Ausgleich geschaffen werden.
Eine Begrünung unserer Städte hat das Potential, bis zu zwei Drittel der bislang
von Menschen verursachten klimaschädlichen CO2-Emissionen aufzunehmen. Laut dem
Weltklimarat müssen bis zum Jahre 2050 bis zu eine Milliarde Hektar Land neu mit
Bäumen bepflanzt werden um das 1,5 Grad Ziel noch zu erreichen. Lasst uns damit
in Neumarkt beginnen!
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